Donnerstag, 26. Dezember 2013

Weihnachten in Island: Teil 1

Ja, heute am Ende des 2. Weihnachtstages sitze ich hier und berichte euch von meiner ersten und höchst wahrscheinlich auch einzigen isländischen Weihnacht.
Fröhliche Weihnachten :)

Ich muss zugeben, ich fande es waren keine schönen Weihnachten.
Nicht weil ich, wie vorher befürchtet hatte einen Heimwehanfall bekommen habe, sondern ganz im Gegenteil, ich habe überhaupt nicht ansatzweise ein Gefühl von Heimweh am heiligen Abend gespürt. Als ich gestern dann mit Mama und Papa geskypt habe schon, aber das ist normal, beim skypen. 
Heimweh bekomme ich am stärksten, wenn ich die Liebe und den Zusammenhalt in der Familie sehe. Zum Beispiel an einem Geburtstag, wo alle zusammen sitzen, lachen und sich unterhalten. Ich sitze dann da, verstehe nur wenig und mir wird bewusst, du gehörst nicht dazu. Oder wenn Tóti von einem Wochenende aus Schweden wiederkommt und die Kinder sich freuen und ihm in die Arme springen/fahren vor Wiedersehensfreude. Schlimm ist es auch immer, wenn ich Babysitten muss und Hjördis nicht einschlafen kann, dann weint, weil sie zu ihrer Mama will. Dann denke ich mir immer, Kind hör auf zu heulen, deine Mama kommt schließlich in ein paar Stunden wieder, meine sehe ich erst in einem halben Jahr wieder. Natürlich weiss ich, dass sie erst 3 ist, aber in der Situation übersehe ich dann gerne mal den Altersunterschied. 
Ganz gespannt warte ich noch in meinem Zimmer!
Deshalb hatte ich Angst vor Weihnachten, Angst eine Familie zu sehen, die sich in den Armen liegt, die sich zusammen freut, wo einfach Liebe und Weihnachtszauber in der Luft liegt.
Wenn ich alleine bin, bekomme ich nicht so schnell Heimweh, natürlich langweile ich mich mal, wenn ich den ganzen Tag alleine bin, aber es überkommt mich dann weniger das Heimweh. 
 
Man sollte jetzt eigentlich meinen, dann hat sie an Weihnachten doch bestimmt voll Heimweh bekommen.
Aber warum nicht? Weil es ein komisches Weihnachten war, es war besonders, weil es in Island war und deshalb werde ich es auch wohl nicht so schnell vergessen, aber der Rest war nichts besonderes und auch nichts, was ich in Erinnerung behalten möchte, oder besser in Deutschland übernehmen möchte, weil ich es so beeindruckend fande.


Der Weihnachtsbaum steht seit Sonntag geschmückt und beleuchtet im Wohnzimmer und alle Verwandten sind bis Dienstagmittag vorbei gekommen und haben ihre Geschenke unter den Baum gelegt. Das ist hier so üblich, hier gibt es auch niemanden der die Geschenke bringt, es wissen also alle Kinder, dass die Geschenke von den Eltern, Verwandten und Freunden kommen. Die Sache finde ich an sich nich schlimm, aber ich finde es schade, wenn man schon seit zwei Tagen die Geschenke sieht. Rein dekotechnisch sieht es sehr schön aus, aber mir fehlte der Wow-Moment, wenn man ins Wohnzimmer reinkommt und zum ersten Mal an Weihnachten den hell erleuchteten Baum mit den Geschenken darunter sieht. Den gab es hier einfach nicht. 
Eine Krippe hat mir auch unter dem Baum gefehlt.

Um 5Uhr ist es dann angefangen. Oma Sigga Dora hat mit uns gefeiert, da sie alleine ist. Alle waren ganz schick, Kleid und Anzug war die Kleiderordnung. So schick war ich noch nie an Weihnachten, aber es war ein schönes Gefühl, man hat sich einfach mal für die eigene Familie ganz schick gemacht und nicht für andere. Es gab dann um 5Uhr eine Hummer-Suppe und danach ging es in die Kirche.Um Punkt 6 Uhr abends läuten dann alle Glocken und es ist Weihnachten, genau dann wünscht man sich auch "Glethileg Jól".
Der Gottesdienst hat mir gar nicht gefallen. Nicht weil ich kaum etwas verstanden habe, sondern weil es weder einen Tannenbaum in der Kirche gab, noch Weihnachtsdeko. Die Kirche war ganz hell, kein gedämmtes Licht, kaum Kerzen und die paar die es gab, sind nicht zur Geltung gekommen, da es in der Kirche viel zu hell für Kerzen war. Es war nichts besonderes an dem Gottesdienst, vielleicht die Predigt, aber die habe ich ja nicht verstanden. Keine Kinder, die mitgeholfen haben, kein Krippenspiel, nichts. Die Pastorin stand ganz alleine vorne. Hätte ich nicht gewusst, dass Weihnachten ist, hätte ich nicht erkannt, dass es ein Weihnachtsgottesdienst ist. Ich habe ein paar Weihnachtslieder durch die Melodie wieder erkannt, aber mitgesungen hat keiner. In Deutschland ist es nicht unbedingt besser, aber die Weihnachtsschlager laufen normalerweise immer. Hier hat einfach niemand mitgesungen, nicht einmal bei Stille Nacht, was ja wohl jeder irgendwie kann. Ich hatte das Gefühl, bei Stille Nacht auf isländisch in meiner Umgebung am meisten mitgesungen zu haben, obwohl ich den Text zum ersten Mal gesehen habe. Verrückt! Es ist meiner Meinung nach leider überhaupt keine festliche Stimmung aufgekommen.

Kann ich jetzt noch erfrieren? :D



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