Was ist es?:
Als AuPair lebt man in einer Familie im Ausland, bekommt ein Zimmer, Verpflegung und ein Taschengeld. Im Gegenzug dazu betreut man ca. 30h die Woche die Kinder, übernimmt Aufgaben im Haushalt und entlastet die Eltern im Alltag.
Das Verhältniss zwischen Gastfamilie und AuPair sollte auf Gegenseitigkeit beruhen. Im besten Fall wird das AuPair ein vollständiges Familienmitglied, welches, wenn es mal mehr zu tun gibt auch mehr mithilft und wenn es selber dann vielleicht mal was unternehmen möchte, ihm dies auch ermöglicht wird.
Ich rate jedem die Chance auf einen AuPair-Aufenthalt zu nutzen, aber immer gut aufpassen bei der Familienwahl. Es muss stimmen!!
Vorteile als AuPair ins Ausland zu gehen:
- Man hat Ansprechpartner/ eine Familie bei Problemen.
- Man erlebt eine neue Kultur sehr intensiv.
- Im Vergleich zu Farmarbeit hat man viel Freizeit.
- Es fallen keine Nebenkosten an.
- Sprachkenntnisse werden (vor allem durch Kinder im Grundschulalter) massgeblich verbessert.
- Man lernt fürs Leben!! Normalerweise macht man sich in unserem Alter keine Gedanken über Kindererziehung, Kindermanipulation (wenn sie mal wieder nicht ins Bett wollen :P), Haushaltsführung, Krankheiten, etc., aber dank des AuPair-Jahres lernt man es und sieht noch mal eine andere Version, als die, die man von zu Hause gewöhnt ist. Man kann einige Tricks abschauen und für sich feststellen, wie man alles am besten unter einen Hut bekommt. Ich denke ein enormer Vorteil, wenn man es lernt 6h am Tag zu machen, dann ist man nicht überfordert, aber auch schon vorbereitet, wenn man dann einige Jahre später plötzlich 24h am Tag Haushalt und Kinder unter einen Hut bringen muss.
Nachteile:
- Man muss sich an Regeln/Verhaltensformen von der Familie anpassen.
- Die Arbeitszeiten sind meist Nachmittags/Abends, wo andere junge Leute meist frei haben.
- Die Arbeitszeit wird von keinem kontrolliert, es kann schnell passieren, dass das AuPair mehr Aufgaben übernehmen muss/soll, die die Stundenzahl übersteigt -> Ausbeutung
- Wenn man am Wochenende Feiern war, sind die Kids am nächsten morgen trotzdem um 8:00h wach, ihnen ist es egal, ob du bereits 10 Stunden geschlafen hast oder erst 2 Stunden.
Unbedingt beachten:
- Vorher so viel wie möglich mit der Familie kommunizieren um Missverständnisse (=Frust) zu vermeiden: Arbeitsumfang, Aufgaben, Überstunden, Freizeitmöglichkeiten, Familienintegration,...
- Schon im Vorraus überlegen, welche (negativen) Angewohnheiten bin ich bereit abzulegen/mit welchen Angewohnheiten könnte ich nicht zusammen leben.
- Möchte ich eher Freiraum oder Familienanschluss?
- Immer ehrlich sein und keine Angst haben, wenn mal ne Tasse runterfällt, dass ist menschlich!
- Nicht direkt die erste Familie nehmen, nur weil man Angst hat, keine andere zu bekommen!
- Kann ich ein Jahr in einem Dorf/Großstadt leben? (immer dran denken, in jedem Land wird eine Stadt anders definiert -> Dtl. mindestens 10000 Einwohner <-> Island schon ab 1000 Einwohner)
- Wie sieht es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln/Auto aus.
- Ihr seid nicht für die Erziehung verantwortlich, das ist Elternsache, auch wenn ihr anderer Meinung seid!
- Möchte ich 30h die Woche mit Kindern spielen oder ist mir das zu viel, sodass ich lieber auch ein bisschen Hausarbeit erledige? Es gibt beide Arten von Familien, ich persönlich bin froh, dass ich auch viel Hausarbeit mache, denn mir reichen ein paar Stunden spielen am Tag.
- Wollt ihr einen Sprachkurs belegen? -> Passt es mit den Arbeitszeiten zusammen?
- Bleibt nicht bis Ende September, wenn ihr im Oktober anfangen wollt zu studieren. Wenn ihr wieder zurück seid, braucht ihr Zeit, um euch wieder einzuleben, evtl. Fernweh zu verarbeiten und euch dann auf den nächsten Schritt im Leben vorzubereiten.
- Fragen, fragen, fragen! Solange ihr fragt, können immer noch die Gasteltern entscheiden, was die Antwort ist, aber wenn ihr nicht fragt, habt ihr gar keine Antwort bzw. ein Nein.
- Direkt klarstellen, ob die Kinder in dein Zimmer kommen dürfen (-> sie kommen immer rein, verstehen meist nicht, wenn du dann sagst raus, weil du deine Ruhe haben möchtest und schauen sich alles an) oder nicht.
- Immer aufs Bauchgefühl hören, sowohl bei der Familiensuche, als auch bei Problemen, etc.
- Kann/Möchte ich behinderte Kinder betreuen. Ganz wichtig! Hier geht es nicht nur um die Frage, kann ich mit behinderten Kindern umgehen und habe ich keine Scheu mit ihnen zu spielen, sondern auch darum, ob ich ggf. ihnen helfen kann auf die Toilette zu gehen, sie du baden, zu füttern und anzuziehen.
Agentur?
Ich würde allen, die das erste Mal als AuPair arbeiten raten, es über eine Agentur zu machen. Man hat zwar Agenturkosten, aber auch alle Vorteile, die die Agentur einem verschafft. Das Gehalt ist meist höher, es ist geregelt, welche Kosten (Flug, Versicherungen, etc.) die Familie übernimmt, man bekommt bei Problemen Hilfe, ggf. kann man recht einfach die Familie wechseln. Auch die freien Tage und Arbeitszeiten sind meines Empfindens besser geregelt, bzw. man hat immer wen, an den man sich bei Nichteinhaltung wenden kann.
Mittlerweile würde ich schon denken, ich könnte es auch ohne Agentur machen, da ich weiß, was ich will und was für mich auf keinen Fall in Frage kommen würde, aber das wusste ich bevor ich hierher gekommen bin nicht. Ebenso weiß ich, dass ich dann auf jeden Fall vorher genau abklären würde, wie die Arbeitszeiten und Aufgaben aussehen etc., sodass keine bösen Überraschungen auftreten.
Alles was ich oben aufgeführt habe, stammt aus meinen Erfahrungen und aus dem Austausch mit anderen AuPairs (Island, USA und Spanien), es soll nur einen kleinen Überblick geben und vor allem der letzte Punkt soll zukünftigen Aupairs einfach nur helfen.
Ich persönlich habe nämlich wenig davon beachtet, da ich voller Euphorie war und einfach unbedingt weg wollte. Zum Glück war es kein Reinfall, denn ich habe direkt die erste Familie genommen und wirklich viel Kontakt hatten wir vorher nicht, sodass ich im Grunde gar nichts über meine Aufgaben, das Freizeitangebot, etc. wusste. Vor allem das Unwissen über die wirkliche Größe und Abgeschiedenheit des Ortes haben mir anfangs zu schaffen gemacht, für isländische Verhältnisse lebe ich in einer Stadt, es gibt hier alles, was man braucht. Nur was habe ich von einem Kino in dem 3x die Woche ein Film läuft, wenn die Filme mir nicht gefallen? Was habe ich von einem Sprachkurs, der mangels Teilnehmer nicht stattfindet? Es fahren zwar Busse nach Akureyri und Reykjavik, aber was bringt mir ein Bus, wenn ich abends nicht mehr zurück komme? In dieser Hinsicht war ich sehr blauäugig und hätte ich nicht so ein riesen Glück mit meiner Gastfamilie, wäre ich bestimmt nicht mehr hier in dem Ort. Anfangs war es schön, so viel Ruhe und Freiraum zu haben, aber dann kommt schnell die Einsamkeit und Langeweile in der Freizeit. Island zum leben finde ich super, auch als AuPair, aber ich brauche es eigentlich doch etwas größer/zentraler. Natürlich bin ich jetzt überglücklich, dass ich so blauäugig war, sonst hätte ich meiner Familie abgesagt und wir passen einfach super zusammen und ich fühle mich pudelwohl, aber es kann auch anders sein und wenn dann die Umgebung einem noch zu schaffen macht, führt es nur zu Frust und Problemen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen