Dienstag, 3. September 2013

Leben in einer Pastorenfamilie


Als ich mich für die Familie entschied, hab ich nicht viel über die Berufe der Eltern nachgedacht. Als ich dann aber anderen erzählt habe, dass die Mutter Pastorin ist, kam oft erst mal ein Schlucken oder der Kommentar "Oh gott, das bedeutet doch voll viel religiösen Kram und so". Wenn ich dann Zeit hatte und mir das noch einmal durch den Kopf gehen lassen habe, habe ich auch ein bisschen Magengrummeln bekommen. Man malt sich dann ja immer das Schlimmste aus, morgens, mittags und abends beten, immer gut angezogen sein und jeden Sonntag zur Kirche gehen. Eine ja vielleicht strenge und auch etwas konservative Erziehung der Kinder.
Beim Nachdenken, wie es wohl in so einer Familie zugeht, hab ich mich aber immer an Mamas Worte erinnert, die sagte, bei einer Pastorin brauch ich aber zumindest keine Angst haben, dass ich nicht so akzeptiert werde, wie ich bin, schließlich ist sie es von Berufswegen her gewohnt mit den verschiedensten Menschen umzugehen und hat wahrscheinlich auch eine gute Menschenkenntnis und ist offen für jeden und alles.
Ich muss zugeben, so wie ich es mir in meinen schlimmsten Träumen ausgemalt habe, ist es auf keinen Fall. Für sie ist es denke ich nicht unbedingt eine Berufung, wie es bei uns in Deutschland wäre, sondern einfach nur ein Job. Natürlich hat sie einen festeren Glauben und steht voll dahinter, aber sie sagte selber, dass sie sich bei der Berufswahl einfach nach einem sicheren und abwechslungsreichen Job gesehnt hat und da kam ihr der Beruf als Pastorin sehr gelegen. Irgendwie komisch, so etwas würde es bei uns glaube ich nicht geben.
Dies spiegelt sich natürlich auch im Alltag wieder, im Alltag bekommt man von der Religion überhaupt nichts mit, ausser, dass in den Regalen hauptsächlich Bücher über Religion und Jesus stehen. Auch geht die Familie Sonntags nicht zur Kirche, die Mutter natürlich, sie muss schließlich arbeiten, aber es ist keine Pflichtveranstaltung wie ich erwartet hatte. Ebenso ist die Erziehung sehr locker, die Kinder dürfen fast alles, was sie möchten und die Mutter ist immer sehr modern angezogen. Sie geht auch im Sommerkleid zur Arbeit, was ich sehr hübsch fand, aber erstens viel zu kalt für Island finde und zweitens für die Kirche meines Erachtens doch etwas zu freizügig war.
Man merkt hier eindeutig kulturelle Unterschiede, ich denke erstmal ist es schon ein Unterschied, ob man von der evangelischen oder von der katholischen Kirche spricht, aber ich denke es liegt auch am Land. Es ist schon sehr offensichtlich, dass sie nicht diese christliche Kultur kennen, wie wir sie kennen. Es wird immer noch viel an Elfen, Kobolden und Naturgöttern geglaubt, wie die Vikinger es nunmal früher taten und der christliche Glaube ist zwar durch die Dänen auf die Insel gekommen, aber er wird einfach zu dem alten Wikingerglauben hinzugefügt und es wird an beides geglaubt.
In unsererm Haus sehe ich, wenn ich mich umschaue auch eine eindeutige Mehrheit, an Elfen- und Trollfiguren.

                                          

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