Als
ich mich für die Familie entschied, hab ich nicht viel über die
Berufe der Eltern nachgedacht. Als ich dann aber anderen erzählt
habe, dass die Mutter Pastorin ist, kam oft erst mal ein Schlucken
oder der Kommentar "Oh gott, das bedeutet doch voll viel
religiösen Kram und so". Wenn ich dann Zeit hatte und mir das
noch einmal durch den Kopf gehen lassen habe, habe ich auch ein
bisschen Magengrummeln bekommen. Man malt sich dann ja immer das Schlimmste aus, morgens, mittags und abends beten, immer gut
angezogen sein und jeden Sonntag zur Kirche gehen. Eine ja vielleicht
strenge und auch etwas konservative Erziehung der Kinder.
Beim
Nachdenken, wie es wohl in so einer Familie zugeht, hab ich mich aber
immer an Mamas Worte erinnert, die sagte, bei einer Pastorin brauch
ich aber zumindest keine Angst haben, dass ich nicht so akzeptiert werde, wie
ich bin, schließlich ist sie es von Berufswegen her gewohnt mit den
verschiedensten Menschen umzugehen und hat wahrscheinlich auch eine
gute Menschenkenntnis und ist offen für jeden und alles.
Ich
muss zugeben, so wie ich es mir in meinen schlimmsten Träumen
ausgemalt habe, ist es auf keinen Fall. Für sie ist es denke ich
nicht unbedingt eine Berufung, wie es bei uns in Deutschland wäre,
sondern einfach nur ein Job. Natürlich hat sie einen festeren
Glauben und steht voll dahinter, aber sie sagte selber, dass sie sich
bei der Berufswahl einfach nach einem sicheren und
abwechslungsreichen Job gesehnt hat und da kam ihr der Beruf als
Pastorin sehr gelegen. Irgendwie komisch, so etwas würde es bei uns
glaube ich nicht geben.
Dies
spiegelt sich natürlich auch im Alltag wieder, im Alltag bekommt man
von der Religion überhaupt nichts mit, ausser, dass in den Regalen
hauptsächlich Bücher über Religion und Jesus stehen. Auch geht die
Familie Sonntags nicht zur Kirche, die Mutter natürlich, sie muss
schließlich arbeiten, aber es ist keine Pflichtveranstaltung wie ich
erwartet hatte. Ebenso ist die Erziehung sehr locker, die Kinder dürfen
fast alles, was sie möchten und die Mutter ist immer sehr modern
angezogen. Sie geht auch im Sommerkleid zur Arbeit, was ich sehr
hübsch fand, aber erstens viel zu kalt für Island finde und
zweitens für die Kirche meines Erachtens doch etwas zu freizügig war.
Man
merkt hier eindeutig kulturelle Unterschiede, ich denke erstmal ist
es schon ein Unterschied, ob man von der evangelischen oder von der
katholischen Kirche spricht, aber ich denke es liegt auch am Land. Es
ist schon sehr offensichtlich, dass sie nicht diese christliche
Kultur kennen, wie wir sie kennen. Es wird immer noch viel an Elfen,
Kobolden und Naturgöttern geglaubt, wie die Vikinger es nunmal
früher taten und der christliche Glaube ist zwar durch die Dänen
auf die Insel gekommen, aber er wird einfach zu dem alten
Wikingerglauben hinzugefügt und es wird an beides geglaubt.
In
unsererm Haus sehe ich, wenn ich mich umschaue auch eine eindeutige
Mehrheit, an Elfen- und Trollfiguren.
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