Samstag, 8. Februar 2014

Das Meer


Ich glaube, es wie bei allen Sachen, die, die es nicht gewohnt sind, fasziniert es am meisten. Bei mir ist es das Meer. Ich liebe das Meer, es hängt bestimmt damit zusammen, dass wir von Kind an jeden Sommer an der Nordsee waren.
Das Schicksal hat mich auch immer ans Meer geführt, ob es in England war oder auch hier. Ich wohne am Meer, wie ich es am liebsten habe, hoffentlich geht es im Sommer so weiter und ich bekomme einen Studienplatz im Norden, so wie ich es mir ersehne.
Hier, wo ich beides habe, was immer so den Gegenteil bildet, Meer und Berge merke ich auch, ich gehe lieber ans Meer, als auf/in die Berge. Sie sind schön anzuschauen, aber mehr reizen sie mich auch nicht. Ich werde auch wohl immer der Meerurlauber und nicht der Bergurlauber sein und erst recht kein Skifahrer.
Wenn ich ans Meer denke, denke ich an Salzgeruch, Seewind, Sand, Boote, Hafen, Muscheln, Krabben und Freiheit. Ich weiss noch genau, wie es war, als ich das erste mal hierher gefahren bin. Ein wunderschöner Blick auf das blaue Meer, blauer Himmel mit weißen Wolken und im Hintergrund die Bergspitzen mit Schnee bedeckt. Diese traumhafte Kulisse sollte also meine zweite Heimat werden. Ich genieße es hier so nah am Meer zu sein, aber irgendwie habe ich das Gefühl ich bin die einzige.
Wenn ich runter zum Meer komme, was sehe ich da? Die Strandseite ist voll mit Fabriken (Schlachterei, Fischfang, Lederfabrik -> u.a. für Karl Lagerfelds Kollektionen, ...), Hafen mit verrossteten Schiffen, Autowerkstätten.
Wenn man Häuser direkt am Meer findet, sind es alte und heruntergekommene Häuser, in denen meist nur kleine Fenster zum Meer zeigen oder irgendwelche Küchen-/Abstellraumfenster mit dicken Vorhängen. In Deutschland würden genau die Grundstücke beliebt sein und ordentlich Geld kosten, aber hier werden sie an die Industrie verschäbelt.
Man fragt sich hier echt, warum die Isländer so wenig Respekt vor der Schönheit des Meeres und der Strandsicht haben.
Woran liegt es?
Wie fast immer, an der Vergangenheit, das Meer ist in den Sagen der größte und gefährlichste Troll für die Isländer, der irdische Feind und der Bringer des Unglücks. Die Angst vor dem Meer ist tief verwurzelt in den Sagen und somit der Kultur der Menschen. Wenn man in den typisch, traditionell isländischen Häusern zu Gast ist, findet man dort meist auch nur schöne Bilder von Seen mit Schwänen oder Bergen zu sehen. Bilder mit Sicht über das Meer oder Sonnenuntergängen über dem Meer habe ich noch nicht gesichtet.
Es gibt hier zwei Dinge, die seit Jahrhunderten den Isländern am meisten Furcht einflößen. Kein Krieg. Keine Bomben. Keine Seuchen. Weder die Hunnen, noch Hitler oder Saddam. All diese für uns Europäer furchteinflößenden Dinge, brauchten die Isländer nie zu fürchten und haben somit auch keine Angs davor.
Nein, Angst haben sie vor Armut und dem Meer.
Und genau das Meer war in den letzten Jahren eigentlich ihr Beschützer vor der Armut. Nach der Bankenkrise im Jahr 2008, war es das Meer, dass sie im weitesten Sinne geschützt hat. Island war eines der ersten betroffenen Länder und das als 4. reichstes Land Europas zu dem Zeitpunkt. Schnell hat sich die isländische Regierung einen Rettungsplan überlegt. Dieser war das Gegenteil von dem, was man im Rest Europas macht. In Island wurde den großen Banken kein Geld gegeben, welches sie noch weiterverzocken können, sondern die Banken wurden vor die Wand gefahren. Stattdessen wurden die Bürger gestärkt. Renten und Pensionen der Oberschicht gekürzt und Sozialleistungen für die Unterschicht erhöht. Es wurde in die Bevölkerung investiert, sodass diese nicht so stark unter der Krise leiden muss. Island hat schnell den Abstand zur EU gesucht. Dieses wäre sicherlich nicht so möglich gewesen, wenn es an das europäische Festland gekoppelt wäre. Island wird immer noch sehr wenig in der internationalen Politik beachtet. Ein schöner Satz den ich gelesen habe: "Ach, lasst die da oben im Norden doch einfach machen, die sind so klein, da bekommen wir doch hier in Europa gar nichts von mit."
Genau dieser Abstand durch das Meer hat es Island ermöglicht sein Ding durchzuziehen.
Aber dennoch ist das Meer noch der größte Feind. Fast jede Familie hat schon einen geliebten Menschen in den arktischen Wellen verloren. Natürlich nehmen die Schiffsunglücke mit zunehmender Technik ab, aber dennoch passieren ab und zu immer noch welche. Es ist einfach so, dass die Seefahrer sich schneller zu der ersehnten Heimat und den sicheren Bergen drehen, als zu den gefährlichen Wellen....
Letztendlich hat das Meer aber für so eine Landratte wie mich einfach eine so wundervolle und magische Aura, dass ich das Panorama einfach nur genieße, ohne Angst vor Monstern oder ähnlichem.
Es ist einfach ein spektakulärer Ort.

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