Mittwoch, 9. Oktober 2013

ICELAND – lovely home

Seit sechs Wochen bin ich nun hier auf der Insel. Es ist jetzt mein zu Hause, ich habe eine zweite Familie gefunden, eine neue sehr gute Freundin und ich kenne mich mittlerweile hier im Norden schon bestens aus. Die Sprachkenntnisse lassen zwar immer noch auf sich warten, aber dennoch kann ich sagen, ich bin angekommen. Ich habe mein Heimweh der letzten Tage vorerst überwunden und blicke nun voller Vorfreude und Optimismus auf die kommenden Wochen und Monate.
Diesen Post möchte ich einem Buch widmen, welches Jónína mir am Sonntag ausgeliehen hat. Es ist ein super Buch, es ist so schön geschrieben, dass man es in einem Zug durchlesen kann. Das Buch trägt den Titel "Iceland – lovely home" und porträtiert vierzehn deutsche Frauen, die ihren Traum leben und nach Island gezogen sind. Es ist sehr interessant zu lesen, welche Beweggründe dahinter stecken, welche Wege oder auch Irrwege erst gegangen werden mussten und welche Probleme hier in Island auf sie gewartet haben. Es sind sehr berührende und persönliche Geschichten von starken Frauen.
Einige dieser Probleme habe sogar ich schon bemerkt, obwohl ich auf eine andere Art und Weise hier bin, ich bin nur auf Zeit hier, meine Tage sind gezählt und ich kann mich immer wieder damit trösten zu wissen, irgendwann bist du wieder in Deutschland und alles wird wieder leichter. Ein Knackpunkt, von dem viele dieser Frauen erzählen ist, dass in Island die Familie über alles steht. Dies habe ich selber bereits in meiner Familie gemerkt, jeder hilft jedem und man sieht sich sehr oft. Was aber auch dazu führt, dass viele Freundschaften innnerhalb der Familie geführt werden und für Aussenstehende, welche nicht von Island kommen, es oft schwer ist richtige Freunde zu finden, ohne eine Familie im Hintergrund.
Ein anderer Punkt, den mir dieses Buch noch einmal ins Bewusstsein gerufen hat, ist die Gelassenheit dieses Volks. Das beste Beispiel mein Sprachkurs, es sind genügend Teilnehmer vorhanden, aber er kann nicht starten, weil kein Lehrer gefunden wird. Würde es so etwas in Deutschland geben?
Normalerweise nicht, es wird nur dann ein Sprachkurs angeboten, wenn man auch Lehrkräfte hat. Hier ist es anders, oft heißt es, wir schauen mal, wir können es auch noch morgen machen. Die Spontanität ist hier sehr groß, es kann auch sein, dass die Leute einfach eine halbe Stunde später kommen, weil ihnen noch irgendetwas eingefallen ist, was sie auch noch eben schnell erledigen könnten. Diese Spontanität kann man eigentlich ganz leicht durch die Wetterverhältnisse erklären. Es kann sein, dass heute die Sonne scheint und morgen ein starker Schneesturm kommt, das kann keiner planen und dann muss man eben schauen, dass man was anderes macht, beziehungsweise, dann sitzt man manchmal auch an einem Ort fest und kann nicht weg. Es liegt wohl in der Natur der Islänger nicht zu weit im Vorraus zu planen, man weiss schließlich nie, was morgen ist. Was will man dagegen machen, damit muss man leben. Diese Gelassenheit ist bei mir aber noch nicht angekommen und wird sie wahrscheinlich auch nicht, ich plane lieber im Vorraus und das Wetter muss dann einfach mitspielen :D
Was in diesem Buch deutlich wird, ist, dass wenn man hier lebt offen und naturverbunden sein sollte. Der meist wichtigste Beweggrund der Frauen hierherzuziehen war, dass sie hier eine wunderschöne und einzigartige Natur vorfinden, die von allen geschützt wird! Den Isländern ist die Natur heilig und man merkt immer wieder, wie darauf geachtet wird, der Natur möglichst wenig zu schaden (Müll am Straßenrand sieht man eigentlich gar nicht) und ein Leben in Einklang mit der Natur zu führen.
Die Frauen erzählen oft, dass sie hier Ruhe und Gelassenheit finden, vieles ist hier viel entspannter und entschleunigter, als in Deutschland. Es ist nicht schlimm, wenn man nicht alles an dem einen Tag schafft, es wird einfach auf den nächsten Tag verschoben, gerade im Sommer, wenn es fast ununterbrochen hell ist, hat man viel Zeit, um Vieles zu erledigen, was eventuell liegen geblieben ist.
Ebenso erzählt aber auch eine Frau, dass sie hier mehr bewirken kann, als beispielsweise in Deutschland. Hier ist sie eine von 300.000 und nicht eine von 80 Millionen. Ihre Stimme und ihre Taten bewirken viel mehr, als sie es in Deutschland tun würden. Sie arbeitet in der Kunstszene und sagt, es ist leichter hier eine Vernisage zu gestalten. Es gibt nicht so viele Andere und man kennt sich irgendwie untereinander.
Dieses Buch hat mir einfach super gefallen und ich habe es gerne gelesen und kann die Geschichten immer und immer wieder lesen. Es sind faszinierende Frauen.
Dennoch wird mir auch immer mehr klar, umso länger ich hier bin, dass ich nicht zu den rund 800 deutschen Frauen hier auf Island zählen möchte. Ich freue mich wenn es wieder nach Hause geht (vorraussichtlich am 20./21.7) :)!
Obwohl ich dann auch hier wieder ein Stück zu Hause zurücklassen werde, aber Jónína kommt ja erst mal mit mir nach Deutschland!
Bis dahin vergehen aber noch einige Stunden und ich genieße meine Tage hier, den Winter, den Sommer, die Ausflüge mit Jónína und den Besuch aus der Heimat!

P.S.: Das Buch wurde unter anderem von dem Islandforum mitfinanziert, in dem ich auch ab und an zu finden bin. Es ist ein Forum, wo man vieles über Island, erfährt, vor allem nützliche Tips zum Leben und Reisen auf Island. Wer also vor hat mich zu besuchen oder einfach mal so hier Urlaub zu machen, kann sich dort viele gute Hinweise holen. 

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