Seit
sechs Wochen bin ich nun hier auf der Insel. Es ist jetzt mein zu
Hause, ich habe eine zweite Familie gefunden, eine neue sehr gute
Freundin und ich kenne mich mittlerweile hier im Norden schon bestens
aus. Die Sprachkenntnisse lassen zwar immer noch auf sich warten,
aber dennoch kann ich sagen, ich bin angekommen. Ich habe mein
Heimweh der letzten Tage vorerst überwunden und blicke nun voller
Vorfreude und Optimismus auf die kommenden Wochen und Monate.
Diesen
Post möchte ich einem Buch widmen, welches Jónína mir am Sonntag
ausgeliehen hat. Es ist ein super Buch, es ist so schön geschrieben,
dass man es in einem Zug durchlesen kann. Das Buch trägt den Titel
"Iceland – lovely home" und porträtiert vierzehn
deutsche Frauen, die ihren Traum leben und nach Island gezogen sind.
Es ist sehr interessant zu lesen, welche Beweggründe dahinter
stecken, welche Wege oder auch Irrwege erst gegangen werden mussten
und welche Probleme hier in Island auf sie gewartet haben. Es sind
sehr berührende und persönliche Geschichten von starken Frauen.
Einige
dieser Probleme habe sogar ich schon bemerkt, obwohl ich auf eine
andere Art und Weise hier bin, ich bin nur auf Zeit hier, meine Tage
sind gezählt und ich kann mich immer wieder damit trösten zu
wissen, irgendwann bist du wieder in Deutschland und alles wird
wieder leichter. Ein Knackpunkt, von dem viele dieser Frauen erzählen
ist, dass in Island die Familie über alles steht. Dies habe ich
selber bereits in meiner Familie gemerkt, jeder hilft jedem und man
sieht sich sehr oft. Was aber auch dazu führt, dass viele
Freundschaften innnerhalb der Familie geführt werden und für
Aussenstehende, welche nicht von Island kommen, es oft schwer ist
richtige Freunde zu finden, ohne eine Familie im Hintergrund.
Ein
anderer Punkt, den mir dieses Buch noch einmal ins Bewusstsein
gerufen hat, ist die Gelassenheit dieses Volks. Das beste Beispiel
mein Sprachkurs, es sind genügend Teilnehmer vorhanden, aber er kann
nicht starten, weil kein Lehrer gefunden wird. Würde es so etwas in
Deutschland geben?
Normalerweise
nicht, es wird nur dann ein Sprachkurs angeboten, wenn man auch
Lehrkräfte hat. Hier ist es anders, oft heißt es, wir schauen mal,
wir können es auch noch morgen machen. Die Spontanität ist hier
sehr groß, es kann auch sein, dass die Leute einfach eine halbe
Stunde später kommen, weil ihnen noch irgendetwas eingefallen ist,
was sie auch noch eben schnell erledigen könnten. Diese Spontanität
kann man eigentlich ganz leicht durch die Wetterverhältnisse
erklären. Es kann sein, dass heute die Sonne scheint und morgen ein
starker Schneesturm kommt, das kann keiner planen und dann muss man
eben schauen, dass man was anderes macht, beziehungsweise, dann sitzt
man manchmal auch an einem Ort fest und kann nicht weg. Es liegt wohl
in der Natur der Islänger nicht zu weit im Vorraus zu planen, man
weiss schließlich nie, was morgen ist. Was will man dagegen machen,
damit muss man leben. Diese Gelassenheit ist bei mir aber noch nicht
angekommen und wird sie wahrscheinlich auch nicht, ich plane lieber
im Vorraus und das Wetter muss dann einfach mitspielen :D
Was in
diesem Buch deutlich wird, ist, dass wenn man hier lebt offen und
naturverbunden sein sollte. Der meist wichtigste Beweggrund der
Frauen hierherzuziehen war, dass sie hier eine wunderschöne und
einzigartige Natur vorfinden, die von allen geschützt wird! Den
Isländern ist die Natur heilig und man merkt immer wieder, wie
darauf geachtet wird, der Natur möglichst wenig zu schaden (Müll
am Straßenrand sieht man eigentlich gar nicht) und ein Leben in
Einklang mit der Natur zu führen.
Die
Frauen erzählen oft, dass sie hier Ruhe und Gelassenheit finden,
vieles ist hier viel entspannter und entschleunigter, als in
Deutschland. Es ist nicht schlimm, wenn man nicht alles an dem einen
Tag schafft, es wird einfach auf den nächsten Tag verschoben, gerade
im Sommer, wenn es fast ununterbrochen hell ist, hat man viel Zeit,
um Vieles zu erledigen, was eventuell liegen geblieben ist.
Ebenso
erzählt aber auch eine Frau, dass sie hier mehr bewirken kann, als
beispielsweise in Deutschland. Hier ist sie eine von 300.000 und
nicht eine von 80 Millionen. Ihre Stimme und ihre Taten bewirken viel
mehr, als sie es in Deutschland tun würden. Sie arbeitet in der
Kunstszene und sagt, es ist leichter hier eine Vernisage zu
gestalten. Es gibt nicht so viele Andere und man kennt sich irgendwie
untereinander.
Dieses
Buch hat mir einfach super gefallen und ich habe es gerne gelesen und
kann die Geschichten immer und immer wieder lesen. Es sind
faszinierende Frauen.
Dennoch
wird mir auch immer mehr klar, umso länger ich hier bin, dass ich
nicht zu den rund 800 deutschen Frauen hier auf Island zählen
möchte. Ich freue mich wenn es wieder nach Hause geht
(vorraussichtlich am 20./21.7) :)!
Obwohl
ich dann auch hier wieder ein Stück zu Hause zurücklassen werde,
aber Jónína kommt ja erst mal mit mir nach Deutschland!
Bis
dahin vergehen aber noch einige Stunden und ich genieße meine Tage
hier, den Winter, den Sommer, die Ausflüge mit Jónína und den
Besuch aus der Heimat!
P.S.: Das Buch wurde unter anderem von dem Islandforum mitfinanziert, in dem ich auch ab und an zu finden bin. Es ist ein Forum, wo man vieles über Island, erfährt, vor allem nützliche Tips zum Leben und Reisen auf Island. Wer also vor hat mich zu besuchen oder einfach mal so hier Urlaub zu machen, kann sich dort viele gute Hinweise holen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen